Ein gerechter Lohn

Ein gerechter Lohn

Das ist wer weiß wie lange her.

Eines Hochsommers, als große Hitze und Dürre herrschten, verirrte sich ein Krokodil auf der Suche nach Wasser in der endlos weiten Wüste.
Über kurz oder lang kam ein Kaufmann geritten, dem rief es zu: „Gelobt sei Allah! Bruderherz, ich verschmachte! Bringst du mich an einen Fluss, will ich dir’s entgelten. Beim Bart des Propheten, ich zahle dafür jeden Preis!“
„Nun gut, ich schaffe dich hin, nur sollst du mir dein Wort geben, die Gegend, in die ich dich bringe, sogleich wieder zu verlassen und nie mehr Menschen zu fressen!“
Das Krokodil versprach es ihm hoch und heilig. Der Kaufmann band das Krokodil an dem Sattel des Kamels fest und setzte seinen Weg durch die Wüste fort. Am Fluss angekommen, ließ er es in den Uferschlamm gleiten. Es kroch ins Wasser, erholte sich und sann nur noch darauf, wie es das Kamel verschlingen könnte. Als das Kamel trinken wollte, schwamm das Krokodil an es heran und riss den Rachen weit auf.
Da rief der Kaufmann voller Zorn und Gram, selbst das Unglück verschuldet zu haben: „Ich plagte mich ab, dich vom Tode zu erretten, und du willst mir die Mühe mit Undank vergelten!“ Weiterlesen

Unter der Weide – gesungen von Pelageja, Elmira Kalimullina, Maria Goya, Anri Goginaschwili

Unter der Weide

Unter der grünen Weide,
Lag der verwundete Kosake,
Eeeee, oj, ja, unter der grünen,
Lag der verwundete Kosake

Da kam der Vogel Rabe,
Begann er über dem Baum zu krähen,
Aaaj, ja, über ihm kreiste der schwarze Rabe,
Er riecht das leckere Stück da unten

Du sollst nicht krähen, schwarzer Rabe,
Über meinem Kopf,
Eee, oj ja, der schwarze Rabe,
Ich bin ein noch lebender Kosake

Flieg doch, schwarzer Rabe, hin,
Zu meinem Vater, zur Mutter nach Hause,
Eee, übergib das blutige Tuch,
Meiner Frau, jungen Frau

Sag ihr, schwarzer Rabe,
Dass ich eine andere geheiratet habe,
Eeee, dass ich eine andere Braut (=Tod) gefunden,
Im freien Felde hinter dem Fluss

Es gab eine stille Hochzeit,
Unter der Weide,
Eeee, oj ja, stille Hochzeit,
Unter der Weide

Heiratsvermittler war der scharfe Säbel,
Der Trauzeuge war das stählerne Bajonett,
Eee, oj ja, der scharfe Säbel,
Der Trauzeuge war das stählerne Bajonett

Schnell hat die Kugel uns verheiratet,
Und die Mutter-Erde uns verlobt,
Eee, oj ja, schnelle Kugel,
Mutter-Erde hat uns verlobt

Под Ракитою

Под ракитою зелёной
Казак раненый лежал
Ееееее, ой да под зеленой
Казак раненый лежал

Прилетела птица-ворон
Начал каркать над кустом
Ааай, да над ним вился черный ворон,
Чуя лакомый кусок

Ты не каркай, черный ворон
Над моею да головой
Еее, ой да, черный ворон,
Я казак еще живой

Ты слетай-ка, черный ворон,
К отцу, к матери домой
Еее, передай платок кровавый
Моей житке да молодой

Ты скажи ей, черный ворон,
Что женился на другой
Еее, что нашел себе невесту
В чистом поле за рекой

Была свадьба тиха, смирна
Под ракитовым кустом
Еее, ой да тиха смирна
Под ракитовым кустом

Была сваха – сабля востра,
Штык булатный был дружком
Еее, ой да сабля востра,
Штык булатный был дружком

Поженила пуля быстро,
Обвенчала мать земля
Еее, ой да, пуля быстра,
Обвенчала мать земля

Das beste Meisterstück

Das beste Meisterstück

Es lebte einmal ein Zar, der hielt sich viele Bediente und Handwerker.
Eines Tages entbrannte vor den Gemä­chern des Zaren ein Streit zwischen dem Goldschmied und dem Tischler, wer von beiden sein Handwerk besser ausübe. Der Zar, der das hörte, entschied: „Ich gebe euch drei Wochen Zeit. Ihr sollt beide euer Meisterstück machen, der eine aus Gold, der andere aus Holz. Dann wollen wir sehen, wer von euch sein Handwerk besser versteht.“
Als die drei Wochen um waren, kamen beide ins Schloß, und jeder trug ein Bündel mit sich.
Als erster trat der Goldschmied vor den Zaren, bat ihn, ein großes Faß Wasser her­beischaffen zu lassen, schnürte darauf sein Bündel auf, holte eine goldene Ente hervor und setzte sie aufs Wasser. Die Ente schwamm hin und her, als wäre sie leben­dig, wackelte mit dem Kopf und schnat­terte in einem fort.
Der Zar riss Mund und Augen auf, und auch der Hof wunderte sich über die Maßen. „Ist das ein Meisterstück!“
Darauf wandte sich der Zar an den Tisch­ler, er solle nun seine Kunst unter Be­weis stellen. Der Tischler verneigte sich und sprach: „Väterchen Zar, ich bitte dich, lass ein Fenster öffnen, damit ich dir be­weise, was ich kann!“
Das Fenster ward geöffnet. Weiterlesen

Freiheit ist das höchste Gut

Freiheit ist das höchste Gut

Es lebte in einem Khanat ein Mann, dem gebar die Frau einen Sohn.
Der Junge wuchs sehr schnell heran, wurde alsbald so groß und behend, dass der Vater ihm ein rotbraunes Fohlen schenkte, auf dem er in die Steppe hinausreiten konnte. Auch Bogen und Pfeile führte der Junge und erlegte so manchen Fuchs und Hasen.
Eines Tages kam der Khan durch die Gegend geritten und hörte die Leute reden: „Seht mal den Recken da, der hat nicht seinesgleichen! Ihn müsste man als Khan über das Volk einsetzen. Unser Herrscher gleicht einem übertränkten Pferd, fressen tut er viel, aber vor der Arbeit drückt er sich.“

Erzürnt beschloss der Khan, den Jungen aus der Welt zu schaffen. Er ließ ihn zu sich in seine Jurte führen und sprach: „Man munkelt, du seist der stärkste Mann im ganzen Khanat, und von deinem Reittier behaupten die Leute, es sei das feurigste hierzulande. Reite also gen Süden, wo Mangus, der zehnköpfige Menschenfresser haust, und bringe ihn vor meine Jurte!“ Weiterlesen

Die drei Lügner

Es waren einmal drei Freunde, die nur vom Lügen lebten. Einst beschlossen sie, einmal so gut und reichlich zu essen wie auf einem Gastmahl, aber alle drei hatten keinen roten Heller. Sie dachten nach und überlegten, wie sie ohne Geld zu einem guten Mittagessen kommen könnten. Schließlich ließen sie sich folgendes einfallen: Der eine sollte einen Fisch herbeischaffen, der zweite Fett und der dritte Brot.

Da ging der erste zu einem Fischer, kaufte für fünfundzwanzig Groschen einen Fisch aus Ochrid und bat ihn, seinen Gehilfen mit dem Fisch in das Haus des Arztes zu schicken, wo er ihm Geld und Botenlohn geben wolle.

Der Fischer gab ihm den Gehilfen mit, und als sie zu dem Haus des Arztes kamen, ging der Lügner zuerst hinein und sagte zu dem Arzt, dass er seinem Sohn ein Klistier geben solle, damit ihm etwas leichter werde, denn das Kind sei ganz wirr im Kopf und sage in einem fort: »Gib mir das Geld, treib keine Scherze mit mir, rede nicht so, denn es ist eine Schande.« Schon oft hatte es so verworren geredet. Nachdem man ihm aber ein Klistier gegeben hatte, sei es ihm immer gleich viel besser gegangen. Er würde auch bezahlen, was es koste, nur wolle er selbst nicht dabei sein, wenn er ihm das Klistier gebe, denn er habe großes Mitleid und könne das Weinen seines Sohnes nicht hören. Er würde bezahlen, was es koste, und sogar noch mehr. Weiterlesen