Von der Alten, die auf Besuch wartete

Eine Alte saß eines Abends beim Spinnrad, sie spann, sie spann, die Zeit verrann.
Wann, seufzte sie, wann wird mich jemand besuchen?

Da!
Die Tür öffnet sich, und in die Stube tummeln sich und hin zum Ofen setzen sich zwei sehr breite Pantoffeln.

Und die Alte saß beim Spinnrad und spann, sie spann, die Zeit verrann.
Wann, seufzte sie, wann wird mich jemand besuchen?

Da!
Die Tür öffnet sich, und in die Stube tummeln sich und in die Pan­toffeln setzen sich zwei hauchdünne Waden.

Und die Alte saß beim Spinnrad und spann, sie spann, die Zeit verrann.
Wann, seufzte sie, wann wird mich jemand besuchen?

Da!
Die Tür öffnet sich, und in die Stube tummeln sich und auf die Waden setzen sich zwei sehr große Knie.

Und die Alte saß beim Spinnrad und spann, sie spann, die Zeit verrann.
Wann, seufzte sie, wann wird mich jemand besuchen?

Da! Weiterlesen

Von den singenden Gänsen

Von den singenden Gänsen

Es ging einmal ein Mann auf die Jagd, um etwas für das Mittagessen zu schießen, und wie er so ging, hörte er plötzlich hinter sich Gänsegeschrei. Als er den Kopf hob, sah er, wie über den Himmel eine Schar Wildgänse dahinflog. Und wie diese Gänse so flogen, sangen sie fröhlich:

„Flieg, flieg, flieg, Gänselein, Gänselein,
flieg, flieg, flieg, Gänselein Gans!“

Der Mann hob das Gewehr, zielte, drückte ab und traf eine Gans. Und als dieses Gänschen niederfiel, sang es fröhlich:

„Flieg, flieg, flieg, Gänselein, Gänselein,
flieg, flieg, flieg Gänselein Gans!“

Der Mann nahm die Gans, trug sie nach Hause und sagte der Frau, sie solle sie zum Mittagessen herrichten. Weiterlesen

Der siebente Vater im Haus

Es war einmal ein Wanderer, der war schon lange unterwegs. Da kam er zu einem schönen großen Gutshof, so herrschaftlich, es hätte auch ein kleines Schloss sein können. „Hier lässt sich wohl gut Rast machen,“ dachte er, als er durchs Tor in den umzäunten Hof trat. Eben da stand ein graubärtiger Alter und hackte Holz. „Guten Abend, Vater“, sagte der Wanderer, „kann ich heut Nacht in Eurem Hause bleiben?“ – „Ich bin nicht der Hausvater hier“, sagte der Graubart, „geh in die Küche und sprich mit meinem Vater.“

Da ging der Wanderer in die Küche, und da traf er einen noch älteren Mann, der lag auf den Knien vor dem Herd und blies das Feuer an. – „Guten Abend, Vater“, sagte der Wanderer, „kann ich heut Nacht in Eurem Hause bleiben?“ – „Ich bin nicht der Hausvater hier“, sagte der Greis, „geh in die Stube und sprich mit meinem Vater; der sitzt da drinnen am Tisch.“ Weiterlesen