In einem Wald lebten in einer Höhle kleine Bären. Einmal war ein Mann in den Wald gekommen, um Holz zu sammeln, da war eines der Bärenkinder aus der Höhle gekrochen, blieb in einer Hecke auf einem Hügel hängen und konnte nicht mehr loskommen. Der Mann sah das, bekam Mitleid mit dem Bären, ging zu ihm und befreite ihn aus dem Strauch. Er trug ihn in die Höhle zurück und begann von neuem, Holz zu sammeln.
Plötzlich kam die Bärenmutter heran, die alles gesehen hatte, und sagte zu dem Mann:
»Du hast mir Gutes erwiesen; willst du, dass wir Freunde sind?«
Der Mann hatte Angst, aber was sollte er machen? Er fasste sich ein Herz, und sie wurden nach und nach gute Freunde. Als er fortging, versprachen sie sich, dass er oft in den Wald kommen und die Bären an dieser Stelle suchen würde.
Einmal, als sie sich voneinander trennten, umarmten sie sich, und der Mann sagte zu dem Bären: »Ach, Freund, es ist alles schön und gut an dir, aber eines taugt nicht: Du stinkst aus dem Mund!«
Der Mann hatte nicht überlegt, was er sagte, und bemerkte auch nicht, dass das dem Bären weh tat. Diese Worte trafen den Bären tief ins Herz, er erwiderte aber nichts, sondern er hielt ihm nur seinen Kopf hin und bat:
»Schlag mich, Freund, so fest du kannst, mit dem Beil auf den Kopf, kannst du es aber nicht, so fresse ich dich.«
Der Mann war entsetzt und gab sich alle Mühe, den Bären davon abzubringen, ihn schlagen zu müssen. Schließlich, als der Bär nicht nachgeben wollte, schlug er ihm mit dem Beil eine große Wunde. Dann trennten sie sich und versprachen einander, sich an dieser Stelle wieder zu treffen. Danach war der Mann viele Male in den Wald gekommen, um den Bären zu treffen, doch es gelang ihm nie. Erst nach Jahren begegnete er einmal zufällig an einer anderen Stelle dem Bären, sie erkannten und begrüßten sich, sprachen miteinander, und als der Mann aufbrechen wollte, sagte der Bär zu ihm:
»Schau, Freund, willst du die Wunde sehen, die du mir schlugst, als ich dich Vorjahren darum bat?«
Er teilte das Fell an seinem Nacken auseinander – die Wunde war verheilt, und es war keine Narbe zu sehen.
Der Mann sagte zu dem Bären: »Ach, Freund, es ist nichts mehr, obwohl ich dich damals mit aller Kraft schlug.«
Der Bär sagte ganz ruhig: »Siehst du, die Wunde ist verheilt, und ich habe sie auch vergessen, doch deine Worte nicht.«
Märchen aus Bulgarien