Eine Ratte und eine Katze hatten jeder einen kleinen Sohn. Eines Tages ging der junge Kater in den Wald, um das Jagen zu erlernen. Dort sah er den Sohn der Ratte ganz alleine spielen, und er fand ihn so reizend und niedlich, dass er sich ihm anschloss. Sie spielten den ganzen Tag zusammen, und einer bewunderte den anderen. Am Abend ging jeder von ihnen nach Hause.
Vater und Mutter Katze fragten ihren Sohn: »Was hast du diesen Tag gemacht?«
»Ich habe mit einer kleinen Kreatur gespielt, die ich vorher noch nie gesehen hatte«, antwortete der junge Kater.
»Wie sah dieses Geschöpf denn aus, mein Sohn?« fragte der Vater.
»Ungefähr so wie ich«, entgegnete der junge Kater, »nur etwas kleiner, sein Schwanz ist wie der meine, aber ohne Fell, auch sein Gesicht ist wie das meine, doch etwas spitzer, und wie ich hat er einen Schnauzbart.«
Nach dieser Beschreibung wurde sein Vater zornig und schimpfte: »Du Sohn eines Abtrünnigen! Während wir diese Geschöpfe verspeisen, verbringst du einen ganzen Tag mit einem von ihnen beim Spiel!«
»Woher soll ich das wissen?« fragte der junge Kater.
»Trefft ihr euch morgen wieder?« erkundigte sich sein Vater.
»Natürlich«, erwiderte der Sohn.
Da riet ihm der alte Kater: »Also morgen, wenn er kommt, friss ihn auf! Hab acht, dass er dir nicht entwischt!«
Am anderen Morgen ging der junge Kater wieder zu dem Ort, wo sie tags zuvor gespielt hatten, doch der Sohn der Ratte ließ sich nicht blicken. Nachdem er eine ganze Zeit vergeblich gewartet hatte, verfolgte er den Spuren seines Spielkameraden vom Abend zuvor und gelangte schließlich an ein Loch. Er erblickte die kleine Ratte, die sich am Eingang des Loches befand und nach draußen schaute.
»Komm heraus, damit wir wieder zusammen spielen!« sagte der junge Kater.
»O nein«, antwortete die kleine Ratte, »mein Vater hat mich gestern vor dir gewarnt.«
»Was hast du den ganzen Tag gemacht?« fragte er mich gestern.
»Ich habe mit einer kleinen Kreatur gespielt, die ich noch nie zuvor gesehen habe«, entgegnete ich.
»Wie sah sie denn aus?« fragte er weiter.
»Ungefähr wie ich, nur etwas größer«, beschrieb ich dich. »Sie hat einen Schwanz wie ich, doch mit einem Fell geschmückt, und ihr Kopf ist runder als der meine.«
Bei dieser Beschreibung war mein Vater unruhig geworden und sagte: »Mein Sohn, das ist einer von der Rasse, die uns zu ihrer Nahrung macht. Spiel nie mehr mit ihm, versprich mir das!«
Ich will die Vorschriften meines Vaters nicht übertreten. So werden wir getrennt spielen müssen, du da, wo du bist, und ich, wo ich bin!« Und bei diesen Worten zog sich die Ratte in das Innere des Loches zurück.
Märchen aus Marokko