Das beste Meisterstück

Das beste Meisterstück

Es lebte einmal ein Zar, der hielt sich viele Bediente und Handwerker.
Eines Tages entbrannte vor den Gemä­chern des Zaren ein Streit zwischen dem Goldschmied und dem Tischler, wer von beiden sein Handwerk besser ausübe. Der Zar, der das hörte, entschied: „Ich gebe euch drei Wochen Zeit. Ihr sollt beide euer Meisterstück machen, der eine aus Gold, der andere aus Holz. Dann wollen wir sehen, wer von euch sein Handwerk besser versteht.“
Als die drei Wochen um waren, kamen beide ins Schloß, und jeder trug ein Bündel mit sich.
Als erster trat der Goldschmied vor den Zaren, bat ihn, ein großes Faß Wasser her­beischaffen zu lassen, schnürte darauf sein Bündel auf, holte eine goldene Ente hervor und setzte sie aufs Wasser. Die Ente schwamm hin und her, als wäre sie leben­dig, wackelte mit dem Kopf und schnat­terte in einem fort.
Der Zar riss Mund und Augen auf, und auch der Hof wunderte sich über die Maßen. „Ist das ein Meisterstück!“
Darauf wandte sich der Zar an den Tisch­ler, er solle nun seine Kunst unter Be­weis stellen. Der Tischler verneigte sich und sprach: „Väterchen Zar, ich bitte dich, lass ein Fenster öffnen, damit ich dir be­weise, was ich kann!“
Das Fenster ward geöffnet. Weiterlesen

Freiheit ist das höchste Gut

Freiheit ist das höchste Gut

Es lebte in einem Khanat ein Mann, dem gebar die Frau einen Sohn.
Der Junge wuchs sehr schnell heran, wurde alsbald so groß und behend, dass der Vater ihm ein rotbraunes Fohlen schenkte, auf dem er in die Steppe hinausreiten konnte. Auch Bogen und Pfeile führte der Junge und erlegte so manchen Fuchs und Hasen.
Eines Tages kam der Khan durch die Gegend geritten und hörte die Leute reden: „Seht mal den Recken da, der hat nicht seinesgleichen! Ihn müsste man als Khan über das Volk einsetzen. Unser Herrscher gleicht einem übertränkten Pferd, fressen tut er viel, aber vor der Arbeit drückt er sich.“

Erzürnt beschloss der Khan, den Jungen aus der Welt zu schaffen. Er ließ ihn zu sich in seine Jurte führen und sprach: „Man munkelt, du seist der stärkste Mann im ganzen Khanat, und von deinem Reittier behaupten die Leute, es sei das feurigste hierzulande. Reite also gen Süden, wo Mangus, der zehnköpfige Menschenfresser haust, und bringe ihn vor meine Jurte!“ Weiterlesen

Die drei Lügner

Es waren einmal drei Freunde, die nur vom Lügen lebten. Einst beschlossen sie, einmal so gut und reichlich zu essen wie auf einem Gastmahl, aber alle drei hatten keinen roten Heller. Sie dachten nach und überlegten, wie sie ohne Geld zu einem guten Mittagessen kommen könnten. Schließlich ließen sie sich folgendes einfallen: Der eine sollte einen Fisch herbeischaffen, der zweite Fett und der dritte Brot.

Da ging der erste zu einem Fischer, kaufte für fünfundzwanzig Groschen einen Fisch aus Ochrid und bat ihn, seinen Gehilfen mit dem Fisch in das Haus des Arztes zu schicken, wo er ihm Geld und Botenlohn geben wolle.

Der Fischer gab ihm den Gehilfen mit, und als sie zu dem Haus des Arztes kamen, ging der Lügner zuerst hinein und sagte zu dem Arzt, dass er seinem Sohn ein Klistier geben solle, damit ihm etwas leichter werde, denn das Kind sei ganz wirr im Kopf und sage in einem fort: »Gib mir das Geld, treib keine Scherze mit mir, rede nicht so, denn es ist eine Schande.« Schon oft hatte es so verworren geredet. Nachdem man ihm aber ein Klistier gegeben hatte, sei es ihm immer gleich viel besser gegangen. Er würde auch bezahlen, was es koste, nur wolle er selbst nicht dabei sein, wenn er ihm das Klistier gebe, denn er habe großes Mitleid und könne das Weinen seines Sohnes nicht hören. Er würde bezahlen, was es koste, und sogar noch mehr. Weiterlesen

Das eigensinnige Mädchen

Das eigensinnige Mädchen

Eines Tages kam der Sohn einer armen Witwe zum Herrscher des Landes und sagte: „Herr König, stell mich als Hirten an! All die Jahre hat mich die Mutter ernährt, nun ist die Reihe an mir, für uns beide zu sorgen.“

„Du scheinst mir ein rechtschaffenes Bürschlein zu sein“, sprach der Herrscher, „ich glaube, du bringst es mit der Zeit zu etwas. Hüte also meine Schafe drei Jahre lang!“

Ein ganzes Jahr hütete der Sohn der Witwe die Schafe des Königs, ohne ein Auge von ihnen zu wenden, erbat sich aber darauf Urlaub und ging die Mutter besuchen. Wie er nun so einherschritt und immer einen Fuß vor den anderen setzte, sah er ein Schlangenjunges den Weg entlang kriechen. Er hob es auf, trug es ins Gebüsch am Wegrand und sagte: „Dum­merchen, wer kriecht schon die Landstraße entlang! Es fehlte nicht viel, und ich hätte dich zertreten.“

Als der Sohn der Witwe drei Jahre beim König abgedient hatte, ließ der ihn ziehen und gab ihm eine Herde Schafe als Lohn für die Arbeit mit auf den Weg. Weiterlesen