Als der Heiland litt am Kreuze,
Himmelwärts den Blick gewandt,
Fühlt‘ er heimlich sanftes Zucken
An der stahldurchbohrten Hand.
Hier, von allen ganz verlassen,
Sieht er eifrig mit Bemühn
An dem einen starken Nagel
Ein barmherzig Vöglein ziehn.
Blutbeträuft und ohne Rasten
Mit dem Schnabel zart und klein,
Möcht‘ den Heiland er vom Kreuze,
Seines Schöpfers Sohn befrein.
Und der Heiland spricht in Milde:
„Sei gesegnet für und für!
Trag‘ das Zeichen dieser Stunde,
Ewig Blut und Kreuzeszier!“
Kreuzesschnabel heißt das Vöglein;
Ganz bedeckt vom Blut so klar,
Singt es tief im Fichtenwalde
Märchenhaft und wunderbar.
Julius Mosen