Der Hase schlug Haken um Haken im Heidekraut auf den Hügeln, hoppelte auch mir nichts, dir nichts ins grüne Tal hinab und stieß dort unvermutet auf eine Farm. Vor dem Haus sah er die schöne Farmerstochter umhergehen, fand an ihr Gefallen und schickte am nächsten Tag den Bären als Brautwerber hin.
„Den Hasen mag ich nicht“, entschied das Mädchen, „er hat keinen rechten Schwanz.“
Da tuschelten die Tiere im Walde miteinander von nichts anderem mehr, als dass der Hase einen Korb erhalten habe. Sein Schwanz sei nämlich zu kurz geraten. Das kam auch dem Wolf zu Ohren. „Vielleicht glückt’s mir“, dachte er, „ist doch mein Schwanz viel länger als der des Hasen!“ Und er schickte den Bären als Brautwerber auf die Farm.
„Den Wolf finde ich stattlicher als den Hasen“, sagte das Mädchen, als es erfahren hatte, wer um ihre Hand anhielt. „Ihn will ich gern zum Manne nehmen.“
Dem Wolf hüpfte das Herz vor Freude, als er das Jawort des Mädchens erhielt. Er lud alle Tiere zur Hochzeitsfeier ein, um damit zu prahlen, die schöne Farmerstochter zur Frau bekommen zu haben. Am Morgen des Hochzeitstages lief er zum Hasen und lud ihn zu der Feier ein.
„Es tut mir leid“, sprach der Hase, der sich krank stellte, „an der Lustbarkeit nicht teilnehmen zu können. Erst gestern war ich in einem Kohlgarten zum Schmaus, heute tut mir der Magen weh.“
„Ach was“, erwiderte der Wolf, „komm mir nicht mit faulen Ausreden! Wo finde ich noch einen, der so hopsen und hüpfen kann? Nein, ohne dich wird unser Fest nur halb so schön!“
„Ich halte mich kaum auf den Beinen“, klagte der Hase, „wie soll ich den Weg hin und zurück schaffen?“
„Kein Wort weiter! Ich trage dich hin.“
„Du rennst mir zu schnell, ich falle dir noch vom Rücken“, wandte der Hase ein.
„Dem ist leicht abzuhelfen. Du legst mir ein Zaumzeug an und hast mich am Zügel. Auch satteln lasse ich mich, damit es sich bequemer sitzt.“
Der Hase ließ sich überreden, zäumte den Wolf auf und holte Sattel und Peitsche.
„Wozu die Peitsche?“ fragte der Wolf.
„Zum Verscheuchen der Fliegen“, antwortete der Hase.
Er saß auf, der Wolf machte sich auf die Beine und los ging’s über Stock und Stein!
Nach einem Stück Weges hielt der Wolf inne und sagte: „Sitz ab! Den Rest kannst du selbst laufen.“
„Nein“, sprach der Hase, „dazu bin ich noch immer zu schwach auf den Füßen.“ Und er drückte dem Wolf die Sporen in die Weichen und schwang die Peitsche. So gelangten sie vor die Farm. Der Hase stieg vom Wolf, reichte dem Knecht die Peitsche und ordnete an, sein dampfendes Reittier in den Stall zu führen. Der Knecht tat, wie ihm befohlen, der Hase aber betrat das Haus und sagte zur Farmerstochter: „Du hast mir eine Abfuhr erteilt, als ich um deine Hand anhielt, und das nur darum, weil ich einen zu kurzen Schwanz haben soll. Der Freier aber, den du mir vorgezogen hast, dient mir als Reittier.“
„Rede keinen Unsinn, wer sollte das glauben!“
„Geh selbst in den Stall, dort findest du ihn gezäumt und gesattelt.“
Da eilte die Farmerstochter auf den Hof hinaus und fragte den Knecht: „Ist es auch wahr, was der Hase erzählt, er sei auf dem Wolf her geritten?“
Der Knecht bestätigte es. Nun öffnete die Farmerstochter die Stalltür und steckte den Kopf hinein, um sich der Sache zu vergewissern. Der Wolf nutzte den Augenblick, schlüpfte durch die Tür und suchte das Weite.
Da fügte sich die Farmerstochter in ihr Schicksal und nahm den Hasen zum Mann. Er habe zwar keinen rechten Schwanz, meinte sie, sei aber dafür umso schlauer.
Märchen aus England