Eines Abends kamen vier Musikanten in ein verfallenes Schloss. Der Mond beschien die geborstenen Mauern, und die Bäume reckten ihre Aste zu den Fensterhöhlen hinein.
„Freunde“, schlug ein Musikant den anderen vor. „Wollen wir den letzten Schlossbewohnern nicht ein Liedchen vorspielen?“
Die anderen waren einverstanden, und sie spielten eine lustige Weise, die seltsam in dem alten Gemäuer widerhallte. Als sie verklungen war, kam ein winziges, dürres Männlein aus einer Mauerspalte, dankte ihnen für ihr Spiel und schenkte jedem ein Nusszweiglein mit der Bitte, es den Kindern mitzubringen. Die Musikanten nahmen die Zweige, warfen sie aber unterwegs verächtlich fort und spotteten sogar über die wertlose Gabe. Nur einer steckte sein Zweiglein in die Tasche und schenkte es nach der Heimkehr seinen Kindern.Am nächsten Morgen kamen sie zu ihm und sagten: „Vater, du hast uns harte Nüsse mitgebracht, die lassen sich nicht knacken. Aber schau, wie hübsch und gelb sie geworden sind. Solche Nüsse haben wir noch niemals zu Gesicht bekommen!“
Der Musikant betrachtete das Zweiglein und sah, dass es über und über mit goldenen Nüssen behangen war!
Er erzählte seinen Gefährten von der wundersamen Verwandlung des Geschenks, und diese machten sich sogleich auf den Weg, um ihre Zweige zu suchen. Doch als sie an den Ort kamen, wo sie sie fortgeworfen hatten, waren alle Zweige spurlos verschwunden und ließen sich nicht mehr wiederfinden. Einen ganzen Tag lang scharrten die Musikanten in Laub und Gras herum, dennoch mussten sie mit leeren Händen abziehen.
Hüte dich, auch das armseligste Geschenk gering zu achten.
Märchen aus Jugoslawien