Es war Frühling.
Auf einer Weide graste eine Ziege mit ihrem Zicklein.
Die Ziege suchte und wies dem Kleinen fürsorglich das zarte Hammelgras, das seine ersten Blüten öffnete und weiß wie Schnee auf der noch gelbbraunen Steppe leuchtete.
Als sich kein Hälmchen mehr fand, hängte die Ziege dem Zicklein eine kleine kupferne Glocke um den Hals. „Ich gehe jetzt und sehe mich nach einem anderen Weideplatz um. Warte hier auf mich. Wenn jemand dir etwas zuleide tun will, läute! Dann komme ich und helfe dir.“
„Ja“, sagte das Zicklein; und die Ziege lief.
Sie hatte kaum ein paar Sprünge gewagt, als sie die Schelle klingen hörte. Wie sie erschrak, kehrtmachte und rannte!
„Was ist, wer bedroht dich, mein Kind?“ fragte sie ganz außer Atem.
„Eine Fliege hat sich auf mein Bein gesetzt. Ich bitte dich, jage sie weg“, antwortete das Zicklein.
„Und ich fürchtete schon, die Wölfe kämen! Dass du mir nicht noch einmal läutest, wenn du nicht in Gefahr bist!“ schalt die Ziege und machte sich wieder auf den Weg.
Sie war jedoch kaum in der ersten Schlucht verschwunden, als sie die Schelle aufs Neue vernahm.
Wieder erschrak sie und rannte.
„Was ist, wer bedroht dich, mein Kind?“ Weiterlesen